Zum Saisonauftakt: Das Powerranking
Endlich ging sie los, die gute alte Regionalliga Nord. Na gut, alt ist sie noch lange nicht und das mit dem „gut“ liegt ja auch im Auge des Betrachters. Dennoch, und das ist das Wichtigste, begann am Wochenende die neue Saison. BLOG-TRIFFT-BALL Autor Hannes Hilbrecht fast das Ranking zum Saisonstart zusammen.
Foto: hammoniaview.de
Platz 18 FT Braunschweig
Wer die Homepage der „freien Turner“ aus Braunschweig besucht, der wird nicht allzu viel vom Ligaauftakt lesen. Im Mittelpunkt steht schließlich das Pokalfest gegen den 1.FC Köln. Gut möglich, dass es einer der wenigen Höhepunkte sein wird. Die Braunschweiger haben sich kaum verstärkt (nur drei Neuzugänge) und erlebten bereits in der Aufstiegsrunde, gegen den kommenden Ligakonkurrenten aus Lübeck, ein sportliches Desaster. Immerhin: Zum Auftakt gab’s ein Auswärtspünktchen in Havelse.
Platz 17 BV Cloppenburg
Das sieht alles andere als rosig aus bei der BV Cloppenburg. Der letztjährige Tabellenzwölfte verlor wichtige Spieler, darunter mit Paul Kosenkov und Moritz Steidten zwei wichtige Stützen aus dem Vorjahr an den Ligakonkurrenten aus Oldenburg. Kompensiert wurden diese Abhänge durch Perspektivspieler. Ob das wirklich reicht, bleibt fraglich.
Platz 16 VfR Neumünster
Ganz so dramatisch, wie es Rasensport-Trainer Uwe Erkenbrecher ausdrückt, ist es nun auch nicht. Der VfR ist nicht der größte Außenseiter und erster Abstiegskandidat, sondern ein Klub mit durchaus vorhandener Perspektive auf den Klassenerhalt. Einem dramatischen Kader-Aderlass steht die Erfahrung Erkenbrechers entgegen. Der Kader ist jung und talentiert, könnte aber zu blauäugig für die Regionalliga sein. Gute Testspielergebnisse machen dennoch auf Hoffnung auf mehr.
Platz 15 LSK Hansa
Die Ostermann-Elf geht mit der klar gefassten Saisonzielstellung Klassenerhalt in die Saison. Die Mannschaft, die einige Entbehrungen zu verkraften hatte, besitzt in jedem das Potenzial für den anvisierten Ligaverbleib. Zwei wichtige Fragen gilt es jedoch zu beantworten: Wie stark wird Mittelfelddirigent Ali Moslehe auftreten? Und wie verkraftet der umjubelte Aufsteiger den Rollenwechsel vom Favoriten zum Außenseiter?
Platz 14 Eintracht Braunschweig U23
Die Armada der zweiten Mannschaften wird momentan von der Eintracht aus Braunschweig abgeschlossen. Trotz des herben Pascal-Gos-Verlustes wirkt die Bürger-Elf gefasst, machte in den Tests nicht den schlechtesten Eindruck. Zu Not winkt dann ja auch im Ausnahmezustand Verstärkung aus dem Kader der ersten Mannschaft. Die Löwen sind jung und wild, geeint vom Traum auf die erste Mannschaft. Es wird keine grandiose Saison, aber eine, mit dem Klassenverbleib zufriedenstellende.
Platz 13 TSV Havelse
Havelse ist Bundesliga. Naja, zumindest ein bisschen. Die Niedersachsen dürfen nämlich Ex-Trainer Andre Breitenreiter in der Bundesliga bewundern. Bewundern wird man in diesem Jahr zwar keine Wunderdinge, da sich wichtige Spieler (u.a. Torben Deppe und Tobias Holm) den Viertliga-Schwergewichtigen aus Goslar und Lotte anschlossen. Allerdings kamen auch attraktive Neuzugänge, die Trainer Christian Benbennek nun in die Mannschaft integrieren muss. Zu gut für den Abstiegskampf, zu schwach für mehr.
Platz 12 VfB Lübeck
Der beste Aufsteiger wird aus Lübeck kommen, zumindest wenn es nach den Erwartungen von BLOG-TRIFFT-BALL geht. Die Hansestädter spielten zu gut im Aufstiegsjahr und überragten gegen FT Braunschweig in der Aufstiegsrunde. Der Kader wurde noch einmal punktuell verstärkt, besonders zum Leidwesen des VfR Neumünsters. An der Lohmühle, so viel scheint klar, wird wieder spannender und teilweise auch erfolgreicher Regionalliga-Fußball geboten.
Platz 11 Hannover 96 U23
Die 96er halten ihren Platz in der Regionalliga. Zwar bleibt damit nur der zweitletzte Platz in der Rangfolge der zweiten Mannschaften, doch sollte das bereits den Ansprüchen der niedersächsischen Landeshauptstädter genügen. Die übliche Kaderflutration muss allerdings erst einmal verkraftet werden.
Platz 10 FC St. Pauli 23
Die Kiezkicker arbeiten weiter munter an ihrem lebenden Ahnenkabinett. Schließlich kicken in der „Zwoten“ nun mit Christian Rahn und Fabian Boll zwei Helden der alten Schule. Abgerundet wird das routinierte Duo von Cheftrainer Thomas Meggle, der im letzten Jahr Trainerqualitäten andeutete. Zwar reicht es im Ranking nicht für die Verteidigung des letztjährigen einstelligen Platzes, doch zeichnet sich immerhin eine sorgenfreie Saison am Horizont ab.
Platz 9 BSV Schwarz Weiß Rehden
Der wichtigste Neuzugang sitzt in Rehden auf der Auswechselbank. Andreas Petersen, Vater von Bremens Sturmhoffnung Nils Petersen, leistete in Magdeburg hervorragende Trainerarbeit und führte sein Team zu einem anständigen zweiten Tabellenplatz in der Regionalliga Nord-Ost. Beeindruckend, wie Petersen dort mit komplizierten Situationen hantierte. Das es in Magdeburg nicht weiterging, lag mit Sicherheit nicht an den Fähigkeiten des Trainers. Die Bedingungen beim DFB-Pokalteilnehmer sind im Vergleich zu Magdeburg idyllisch, der Kader reicht jedoch nicht für ganz oben.
Platz 8 Hamburger SV
Nein, wir haben uns nicht vertippt. Und ja, wir sind vollkommen nüchtern. Wir sehen den Nachwuchs vom HSV wirklich so weit oben. Der Grund: Mit Josef „Joe“ Zinnbauer regiert endlich die Kompetenz an der Seitenlinie. Der Ex-Karlsruher darf mit interessanten Talenten arbeiten und auch der eine oder andere Profi dürfte sich ab und an in der kleineren HSV-Manege wiederfinden. Klar, unter „Joe“ macht es bestimmt auch etwas mehr Freude als noch im letzten Jahr.
Platz 7 SV Meppen
Der Traditionsverein ist nicht wirklich schlechter geworden. Aber, und hier wird es nun einmal spannend, er ist halt auch nicht viel stärker geworden. Das reicht nun einmal nicht, um sich im starken Vorderfeld der Regionalliga-Nord zu behaupten. Weiche Flensburg, Norderstedt und Goslar wirken zumindest personell stärker als der sympathische Ex-Zweitligist.
Platz 6 Eintracht Norderstedt
Eine überzeugende Vorbereitung, die sich unter anderem in einem Testspielsieg gegen Holstein Kiel äußerte. Eine Mannschaft, die punktuell verstärkt wurde und bereits in der Rückrunde zeigte, was für Pfeile im Norderstedter Köcher stecken. Der spitzeste: Deran Toksöz, der bereits im letzten Jahr zum wichtigen Energizer wurde. Nicht minder stark: Torhüter Johannes Höcker. Alles andere als eine deutliche Verbesserung zum letztjährigen zehnten Rang käme einer Überraschung gleich. Einziges Fragezeichen: Wie wird das Team den Wechsel von Innenverteidiger Mike Eglseder (zu Union Berlin II) verkraften.
Platz 5 Werder Bremen U23
Der blutjunge Werder-Nachwuchs wird auch im kommenden Jahr begeistern, so viel scheint klar. David Selke, Stürmerhoffnung aus dem eigenen Unterbau, macht bei der U19-EM ebenso Lust auf mehr. Das Werder Bremen im BLOG-TRIFFT-BALL Tableau gleich um drei Plätze fällt, hat mehr mit dem Bauchgefühl, als mit fachlichen Erwartungen zu tun. Die Bremer wirken einfach wie eine Wundertüte.
Platz 4 Weiche Flensburg
Dass die Jurgeleit-Elf fast die Pokalträume von Holstein Kiel zum platzen brachte, kam nicht überraschend. Die Flensburger standen bereits im Vorjahr für geschlossene Leistungen, überzeugten in der Regel über beeindruckende Kollektivleistungen. Das setzte sich auch in der Sommerpause fort, als man auf große Transfers verzichtete und lediglich eine größere Verpflichtung tätigte. Kevin Schultz kam als erprobte Viertligakraft aus Neumünster.
Platz 3 VfB Oldenburg
Goodbye Addy. Was nach Vox-Abendrogramm klingt, ist in Wahrheit ein wirklich bitterer Abschied, den die Oldenburger hinnehmen müssen. Addy Waku Menga, im Vorjahr Top-Torjäger der Liga, verabschiedete sich gen Osnabrück. Ein adäquater Ersatz konnte zwar noch nicht verpflichtet werden, doch konnte das restliche Gerüst der Oldenburger Erfolgsmannschaft zu weiten Teilen gehalten werden. Mit dem VfB muss demnach weiter gerechnet werden.
Platz 2 Goslarer SC
Marius Kleinsorge? Weg. Nils Pichinot? Weg. Sergej Evljuskin? Weg. Depression in Goslar? Keineswegs. Im Gegenteil. Erneut regiert der Optimismus beim ambitionierten Viertligisten. Mit Alex Ludwig kam ein erfahrener Profispieler, mit George Kelbel ein großes Talent mit Profiambitionen. Zudem ging Manager Rene Wirth auf große Einkaufstour in den Nachwuchsschmieden ostdeutscher Traditionsvereine. Wenn die Mannschaft in Tritt kommt und Kevin Pannewitz seine bereits „halbe“ Klasse abruft, wird erneut mit dem GSC zu rechnen sein. Trotz 0:4-Auftakt gegen Zinnbauers HSV.
Platz 1 VfL Wolfsburg
Zwei gleiche Schicksale, die sich nur zu einen vereint haben. So lässt sich die Vereinigung von Thomas Brdaric und dem VfL Wolfsburg in etwas pathetischer Manier beschreiben. Beide wurden im letzten Jahr Meister, scheiterten aber in der Relegation. Brdaric brachte mit Dino Medjedovic den vielleicht besten Kicker der Regionalliga-Nord-Ost mit und darf sich allgemein auf einen hochtalentierten Kader freuen. Wer Meister werden will, muss Wolfsburg schlagen.