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Hansas Trainersuche: Wie wäre es mit Brdaric?

Der FC Hansa ist mal wieder auf Trainersuche und muss sich anders als im vergangenen Jahr, dieses Mal ordentlich sputen. Peter Vollmann, seines Zeichens Aufstiegstrainer aus dem Jahr 2011, galt lange Zeit als Favorit auf die vakante Position. Eine naheliegende Option sollte es auch sein, aber wenn schon denn schon,  geographisch.

 

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Die Nackenschläge für den FC Hansa Rostock reißen nicht ab. Erst das unrühmliche Landespokal-Desaster gegen Neubrandenburg, dann am vergangenen Samstag eine bittere 3:4-Niederlage in Halle. Der Fußballgott scheint zurzeit kein Hanseat zu sein.

Anders sieht es rund 120 Kilometer gen Süden aus. Die TSG Neustrelitz ist die Mannschaft der Stunde, die Regionalliga-Meisterschaft ist dem sympathischen Klub vom Rand der Mecklenburgischen Seenplatte bei sieben Punkten Vorsprung kaum noch zu nehmen. Spätestens nach den Schlüsselsiegen in hochklassigen Regionalliga-Duellen gegen Magdeburg und der durch Profis gestärkten Berliner Hertha, ist die Brdaric-Elf auf Kurs in Richtung Relegation.

Trotz der Erfolge gab es jedoch zuletzt immer wieder Gerüchte um einen Brdaric-Abschied. Der einstige Nationalspieler, der sowohl mit Nationalmannschaft, als auch mit Bayer Leverkusen internationale Gewässer enterte, hat sich mit den Leistungen seiner Mannschaft ins Gespräch gebracht. Das überrascht wenig, schließlich überzeugt sein Team sowohl mit der athletischen Konstitution der Aktiven, für die der ausgesprochen hart trainierende Ex-Nationalspieler maßgeblich verantwortlich ist, als auch mit der auf einfachen, dafür aber umso temporeicheren Fußball ausgelegten Spielanlage. Der Kader, der im letzten Sommer eher partiell gestärkt wurde, entwickelte sich zudem im gesamten Kollektiv weiter.

Hansas Stellenausschreibung, die viel Erfahrung in der 2. und 3. Liga erwartet, passt da jedoch nicht ins Portfolio des gebürtigen Nürtingers. Doch sollte sich der FC Hansa nicht langsam von diesen alten Denkmustern befreien? Sollte nicht eher der Erfolg, dass ausschlaggebende Merkmal des potenziellen neuen Kandidaten sein?

Der FC Hansa Rostock hätte die Möglichkeit einen Trainer zu verpflichten, der zuvor keiner Beurlaubung ausgesetzt war. Jemand der im Saft steht und zusätzlich durch die jüngsten Erfolge in seinem Selbstverständnis bestärkt ist.

Doch die Person von Thomas Brdaric ist nicht der einzige Vorteil, auch vom TSG-Kader könnte der FC Hansa profitieren. Mit dem eiskalten Stürmer Velimir Jovanovic, dem  technisch ausgesprochen versierten Dino Medjedovic, Kapitän Rico Morack und dem Mecklenburger Eigengewächs Tony Fuchs stehen alleine vier Spieler im Kader, die das Spielergerüst des FC Hansas bereichern könnten. Allesamt günstige Alternativen, die mit viel Selbstvertrauen im Gepäck an der Ostseeküste anheuern würden. Durch das Ersparnis blieben Ressourcen, um den Kader in der Spitze mit neuen Führungsspielern auszustaffieren, die ihre Rolle nicht nur mit  charakterlicher Stärke verdienen würden.

Die Hauptprotagonisten des Neustrelitzer Erfolgs, der Trainer Thomas Brdaric und sein sportlicher Leiter Oliver Bornemann, wollen sich bei BLOG-TRIFFT-BALL nur verhaltend zum Thema Hansa äußern. Brdaric schenkt nämlich der TSG die gesamte Konzentration: „Wir haben ein klares Ziel vor Augen. Mit anderen Sachen beschäftige ich mich nicht.“
Über die Stadt und den Verein weiß er allerdings nur Positives zu berichten: „Rostock als Stadt birgt viel Lebensqualität. Als Spieler habe ich gerne dort gespielt, ein schönes Stadion das in Sachen Stimmung nie enttäuschte.“

In eine gleiche Kerbe schlägt Oliver Bornemann: „Wir haben die Chance auf den Aufstieg, die wollen wir beim Schopfe packen. Über den FC Hansa Rostock muss man glaube ich nicht viel sagen. Ein großer Verein, der einfach nicht da steht, wo er hingehört.“

Größtes Problem in der Causa Brdaric ist allerdings der Zeitpunkt. Der FC Hansa sucht noch vor Saisonende einen neuen Cheftrainer, innerhalb der nächsten zehn Werkstage wird Vollzug erwartet. Doch die zeitliche Komponente könnte sich nicht als einziges Problem erweisen. Denn bei einer Akquise von Thomas Brdaric würde sich Uwe Vester eventuell Konkurrenz ins eigene Boot holen. Denn der enge Brdaric-Freund Oliver Bornemann, der als Quereinsteiger in Neustrelitz überaus erfolgreiche Aufbauarbeit verrichtete und zahlreiche erfolgreiche Spielerverpflichtungen einfädelte, liebäugelt mit dem hauptberuflichen Einstieg in den Fußball.

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Der erfolgreiche Unternehmer, der sich in der Hotelbranche in die Geschäftswelt etablierte, bestätigt dies bei BLOG-TRIFFT-BALL: „Natürlich wäre es für mich reizvoll komplett in das Fußballgeschäft einzusteigen. Ich lebe Tag und Nacht Fußball und ich kann mir kaum etwas Größeres vorstellen. Allerdings lebt dieser Traum unabhängig von irgendwelchen Vereinen und Positionen in mir. Vielleicht ja bald sogar bei der TSG.“, so der gebürtige Hannoveraner.

Uwe Vester selbst hat sich zumindest am 30. März beim Spitzenspiel der TSG gegen Magdeburg die Mannschaft interessiert angeschaut. Auf Trainersuche wird der ehemalige Gelsenkirchener zwar noch nicht gewesen sein, da Andreas Bergmann zu diesem Zeitpunkt noch im Amt stand, doch sah er nicht nur eine stetig besser werdende TSG, sondern auch einen Coach, der mit der Hereinnahme von Volkan Cekirdek in die Abwehr und einer neuen taktischen Ausrichtung den Gegner entscheidend düpierte.

Ganz vielleicht geht der FC Hansa in der Trainersuche doch noch einen anderen Weg. Die Möglichkeit, einen erfolgreichen Trainer abzuwerben, hatte der FC Hansa jedenfalls schon lange nicht mehr. Zumal dürfte sich auch in den finanziellen Konditionen ein Vorteil gegenüber anderen Trainern ergeben. Nach BLOG-TRIFFT-BALL-Informationen, scheint es zudem die Möglichkeit zu geben, Brdaric im Sommer aus seinem Vertrag zu bekommen, ohne eine Ablöse hinterlassen zu müssen.

Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.