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Hansa vor Halle: Was gefällt, was nicht gefällt

Halle. Immer wieder Halle. Was ich meine? Immer wieder waren die Heim-Partien gegen die Sachsen-Anhaltiner von besonders exquisiter Bedeutung. Ob als erste Beweisprobe für Marc Fascher vor eigener Kulisse oder als Existenzfrage für Andreas Bergmann. Bricht nun Peter Vollmann gegen den HFC den Heimfluch? Wir schauten uns vorab schon einmal an, was passt und wo es noch Verbesserungen bedarf.

Artikel-Foto: noveski.com

 

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Vollmanns Personal-Politik

Es wurde ja in mancher Zeitung kritisch angemerkt: Peter Vollmann – der Trainer, der keine Startelf findet. Der munter durchwechselt. Ja, das besitzt durchaus den Spielraum für eine kritische Rezeption. Ich finde dieses Schema aber wirklich gut. Richtig gut sogar, wenn ich mich ganz ehrlich äußere. Die Saison ist noch jung und nichts wäre kritischer, wenn man zu Beginn nicht alles ausprobiert. Irgendwann kommt nämlich mit einiger Gewissheit der Zeitpunkt, wo die Bewertung des munteren Wechselspielchens rein kritisch betrachtet werden muss. Noch aber ist Vollmanns Aktionismus ein Vorteil. Auch, weil die kruden Experimente bisher ausbleiben. Ein besonderes Lob ringt mir dabei der Umstand ab, dass Vollmann keine Scheu vor den vermeintlichen Stars zeigt. Einen Schwertfeger, der bisher eher so semi-gute Auftritte absolvierte, gegen Mainz auf die Bank beorderte. Ein Beispiel, das zeigt, wie namensunabhängig Vollmann sein Team durchdekliniert. Sein Vorgänger, den ich ja, wie hier zu lesen war, sehr schätzte, stellte sein frühzeitiges Festhalten an einer Startelf bekanntlich vor erhebliche Probleme.

BOOM BOOM Hanseaten

Wenn sie treffen, dann richtig. Rostocker Tore sind öfter wieder richtig schick anzusehen. Ob Bickels Fernschüsse, der Schwertfeger-Kunstschuss oder ganz besonders der artistische Ziemer gegen Regensburg. Insgesamt viermal knipste der FC Hansa bisher auf oder von außerhalb der Strafraumgrenze, weiß sich oft, wenn es schematisch hakt, individuell weiterzuhelfen. Das sieht nicht nur gut aus, sondern bringt und rettet bisher die Punkte. Es zeigt an, was für Potenzial in der Mannschaft schlummert und ist Beleg für die vorhandene Qualität im Kader. Ob die beiden B`s auf den Flügeln oder Weidlich in der Zentrale. Von Ziemer, der sich mit dem Stürmer-Einmaleins für die BTB-Elf des Monats qualifizierte, ganz zu schweigen.

Robin Krauße

Ich gebe offen zu, dass ich ihn nicht auf dem Zettel hatte. Vielleicht lag es daran, dass Krauße als Kapitän der fast schon legendären A-Jugend-Mannschaft in den medienträchtigen Spielen gegen Bayern und Wolfsburg nicht eingesetzt werden konnte und mir so sein Potenzial verborgen blieb. Mit seiner Auswechslung gegen Erfurt verlor Hansa den Groove von Münster. Er überraschte und überragte in Mainz dann auf seiner Stammposition im defensiven Mittelfeld mit Abräumer-Qualitäten  und sollte seine Aktien auf seinen Lieblingsplatz erheblich vermehrt haben. Krauße, im letzten Jahr sein spielerisches Vermögen andeutend, bereitet von den jungen Wilden die größte Freude. Vor allem, weil er wacher und reifer wirkt. Srbeny und Christiansen (beide wohlgemerkt deutlich jünger und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch talentierter) gehen im Vergleich zum thüringischen Pendant die Robustheit ab. Zumindest im Zweikampf, wenngleich noch nicht mit letzter Härte, werden Erinnerungen an das Rostocker Schlachtross Sebastian Pelzer wach.

Flops

Die Spielweise:
Auch wenn Mainz eine positive Erhebung der Leistungskurve darstellte, war die Leistung noch lange nicht zufriedenstellend. Wie schon gegen die SG Sonnenhof-Großaspach, die Hansa spielerisch leicht auseinanderdividierte, besaß der Gegner die reifere Spielanlage. Was sicherlich damit zu begründen ist, dass Mainz II als Mannschaft-Trainer-Gebilde seit längerer Zeit zusammenkonstituiert aufspielen kann. Gegen Teams wie Regensburg, Kiel und ganz besonders gegen Großaspach, sah es aber trotzdem nicht viel besser aus, obwohl der FC Hansa qualitative Vorteile innerhalb des Kaders besitzt, die sich manchmal nur in Nuancen, immer wieder aber auch in geballten, individuellen Ergüssen offenbaren. Heißt im Umkehrschluss: Die Mannschaft ist längst nicht da, wo sie sein müsste. Das klingt zunächst einmal negativ, ist aber, bei intensivierter Betrachtung, vielmehr positiv zu verstehen, da sich perspektivisch einiges an Substanz andeutet.

Die Fortsetzung der Heimkrise

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Langsam wird es unheimlich. Der FC Hansa kann zuhause nicht mehr gewinnen. Spielte dreimal enttäuschend, lediglich eine Halbzeit gegen Wiesbaden unterhielt man bisher das heimische Publikum. Trotz sehenswerter Choreografie gegen Erfurt zum Auftakt und phasenweise toller Unterstützung. Das Spiel gegen Halle ist nun das bisher wichtigste Heimspiel. Viele Fans, zumindest die, mit denen ich am Rande des Spiels gegen die SG Sonnenhof-Großaspach sprach, kommen gegen Halle noch einmal wieder. Eine vorerst letzte Chance wollen sie ihrem Klub geben. Was nach Erfolgsfan klingt, ist emotional durchaus verständlich. Das fußballerische Leid an diesem besagten Dienstag wiegte schwer. Und wer geht schon gerne ins Stadion, wenn man weiß, dass es wieder beschwerlich ans Gemüt gehen wird. Ein Sieg des HFC’s, der sich zuletzt gerne als anbiedernder Hoffnungsspender an der Ostsee begriff, in dieser Saison jedoch betont auswärtsstark auftrat, wäre weit mehr als drei Punkte wert. Eine erneute schlappe, die wiederholte Präsentation des eigenen Unvermögens, wäre aber ebenso gravierend für alle Beteiligten.

Die Defensivleistung

Ein Spieler, der auch einen Top verdient gehabt hätte, ist meiner Meinung nach Jörg Hahnel. Obwohl ich ihn jahrelang in ziemlich pubertärer Manier anblaffte und als Stammtorhüter ablehnte, setzt sich ein Trend fort, der bereits im letzten Jahr beschleunigte. Der FC Hansa hat kein Torwartproblem! Und hier kommt die Pointe: Obwohl Hahnel solide hält, noch kein einziges Mal so richtig patzte und einige wichtige Bälle fing, steht Hansas Abwehr katastrophal da. Vor allem statistisch. 14 Gegentore in sieben Spielen, davon dreimal in Folge eines abrupten Kontrollverlustes, werden den Ambitionen nicht gerecht. Dabei rotzt es nicht nur in der Abwehr. In der gesamten Rückwärtsbewegung dominieren Fehler, die weit vor der letzten Instanz, den beiden größtenteils wackeren Innenverteidigern, zu Ungunsten der Hanseaten gefährliche Situationen heraufbeschwören. Gegen Mainz deutete sich jedoch bereits eine Verbesserung an.

Hannes Hilbrecht

Hannes Hilbrecht schreibt und schrieb nebenbei für ZEIT ONLINE, NDR.de und den Berliner Tagesspiegel. Füllt ein Marketing-Magazin mit Liebe (GrowSmarter.de) Und er liest eine spannende Case Story genauso gerne wie den neuen Roman von Ralf Rothmann.