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Wolfsburgs U-19-Trainer über die Mini-Champions-League

Auftritte des VfL Wolfsburg auf internationaler Bühne sind rar geworden. Der letzte dieser Art datiert vom 8. April 2010. Damals verlor der VfL sein Europa League-Heimspiel gegen den FC Fulham mit 0:1 und verabschiedete sich im Viertelfinale aus dem Wettbewerb. Für positive Schlagzeilen würde da nur allzu gerne die U19-Mannschaft der Wolfsburger sorgen. Das von Dirk Kunert trainierte Team nimmt in diesem Jahr zum zweiten Mal in Folge an der NextGen-Series teil, der „Champions League“ der A-Junioren. 

 

Foto: CITYPRESS 24

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Am vergangenen Mittwoch verlor die VfL-U19 bei dem Nachwuchs des FC Barcelona unglücklich mit 1:3 und ist nun vorzeitig in der Gruppenphase gescheitert. BLOG-TRIFFT-BALL- Reporter Tim Jobmann sprach mit Wolfsburgs U19- Coach Dirk Kunert über die Erfahrungen in der umstrittenen NextGen Series und die Nachwuchsarbeit Deutschlands im europäischen Vergleich.

Herr Kunert, überwiegt die Freude gegen den FC Barcelona gespielt zu haben oder die Enttäuschung über das Ausscheiden in der Gruppenphase?
Wir sind schon sehr enttäuscht, weil wir in den Spielen Top-Leistungen abgerufen haben, aber dafür zu wenig belohnt wurden. Theoretisch haben wir zwar noch eine minimale Chance als bester Gruppendritter weiterzukommen, aber das halte ich aufgrund unseres Torverhältnisses für unrealistisch. Für meine Mannschaft waren das ganz wichtige Erfahrungen. In der Jugend sind Namen oft Schall und Rauch, aber in unserer Gruppe hatten wir es mit drei Topgegnern zu tun. Ich kann meinen Jungs nur ein Riesenkompliment aussprechen, wie sie sich präsentiert haben. Diese Spiele waren extrem lehrreich.

Die Duelle gegen den Barca-Nachwuchs endeten 1:3 und 0:5. War das Leistungsniveau ihrer Mannschaft so viel niedriger als das der U 19 des FC Barcelona wie es die Ergebnisse vermuten lassen?
Nein, auf keinen Fall. Im Hinspiel kassieren wir die letzten Tore erst in der Nachspielzeit. Im Rückspiel war es richtig bitter, dass wir zur Halbzeit 0:2 hinten liegen, obwohl wir das bessere Team waren und zahlreiche gute Chancen haben liegen lassen. Barcelona ist einfach auf allen Positionen top besetzt. Trotzdem haben wir immer Paroli geboten.

» NextGen Series

In der A-Jugend Bundesliga Nord ist ihre Mannschaft Tabellenführer. In der NextGen Series konnte sich ihr Team gegen Gegner wie Barcelona, Tottenham Hotspurs oder den RSC Anderlecht nicht immer durchsetzen. Was machen Barca, Tottenham und Co. anders als die deutschen Proficlubs?
Das kann ich nicht so genau sagen. Ich bin mit den Spielen mehr als zufrieden. Unsere Leistungen waren sehr gut. Ich denke, dass in den anderen Ländern noch wesentlich mehr Geld in die Jugendarbeit investiert wird. Gerade bei Barca sind viele Spieler aus verschiedenen Ländern, die eine unheimliche Qualität mitbringen (Anm. d. Red. Nationen aus der Barca-U19: Spanien, Kamerun, Dominikanische Republik, Nigeria, Mazedonien, Mali, Argentinien, Paraguay).

Sind die Reisen zu Auswärtsspielen nach Barcelona, London oder Anderlecht willkommene Abwechslungen oder sehen Sie die NextGen eher als Handicap im Ligaalltag?
Nein, die waren überhaupt kein Handicap, sondern extrem lehrreich und wichtige Erfahrungen für meine Spieler. Diese Erfahrungen nehmen wir mit in die Bundesliga. Die NextGen Series hat uns unheimlich voran gebracht.

Da Ihre Team bei Auswärtsspielen bis zu drei Tagen unterwegs sind, kritisiert DFB-Sportdirektor Robin Dutt den internationalen Vergleich für U19-Mannschaften. Welche Chancen sehen Sie in der Champions-League der A-Jugend?
Der internationale Vergleich ist unheimlich wichtig. Sowohl für die Spieler, als auch für mich als Trainer. Wir schauen was im physischen oder taktischen Bereich noch fehlt und wo wir uns dann noch verbessern müssen. Allerdings freuen wir uns auch, wenn wir erkennen, dass wir teilweise schon besser sind, als die Konkurrenz. Die NextGen ist ein absoluter Top-Wettbewerb. Die Betreuung ist sensationell und man misst sich mit den besten der Welt. Alles in allem ist dieses Turnier eine klasse Sache.

Seit Juli sind Sie nun als A-Jugend-Trainer beim VfL tätig. Was sind die wichtigsten Ziele ihrer Arbeit?
Unser oberstes Ziel ist es natürlich die Jungs so gut wie möglich für den Herrenbereich vorzubereiten. Dabei hilft natürlich die U23-Mannschaft, dank der die Jungs bereits Erfahrungen sammeln können, wie es ist gegen wesentlich ältere und erfahrenere Spieler zu spielen. Die Jungs durchlaufen über mehrere Jahre die Mannschaften des Nachwuchsleistungszentrums und sind daher taktisch top geschult. In der A-Jugend drehe ich dann nur noch an kleinen Stellschrauben.

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Felix Magath war seinerzeit als großer Einkäufer auf dem Transfermarkt bekannt. Werden wir in der kommenden Jahren wieder verstärkt Wolfsburger Eigengewächse im Profikader sehen?
Das hoffen wir. Darauf arbeiten wir hin und wollen unsere Jungs dann auch irgendwann oben im Profikader sehen. Dafür sind wir ja schließlich als Ausbildungstrainer zuständig und verantwortlich.

Herr Kunert, vielen Dank für das nette Gespräch und weiterhin alles Gute.

Harry Jurkschat

Seit Gründung mit auf dem brennenden BTB-Rasen. Im Gegensatz zu Semmler ist Jurkschat smart. Eine Mischung aus Mehmet Scholl und Günter Netzer. Der ewig 31-Jährige Insiderexperte harmoniert sich von Meppen bis Kiel, ist der Ausbügler und Staubsauger in der 2. Reihe. Dazu kommt aufgrund internationaler Fussball-Erfahrung (6 Länderspiele für Deutschland) Know-How im Wesentlichen. Manko: Bisweilen zu symphatisch und häufig mit den Sekretärinnen beschäftigt.